„Weder noch“- Lieder und Prosa von Georg Kreisler – von und mit Herrchens Frauchen

Die im Jahre 2005 erschienenen Bücher, „Georg Kreisler- gibt es gar nicht“- eine Biographie von Hans- Jürgen Fink undMichael Seufert und „Leise flehen meine Tauben“, das neue und alte Titel sowie Prosa von Georg Kreisler enthält, haben Lisa Politt und Gunter Schmidt zum Anlaß genommen, einen Abend zu gestalten, der vielleicht auch die eine oder andere Neuentdeckung für Kreisler- Fans bereithält.

Georg Kreisler mußte 1938 vor den Nazis nach Amerika fliehen.

„Weder noch“- das ist einer der weniger bekannten Titel von Georg Kreisler, in denen er von der Ortlosigkeit/Ausgrenzung des Emigranten erzählt- unspekatakulär, treffend, hoffnungslos, ergeifend. „Man muß nur wissen, man hat niemals ein Zuhause, und daß man niemals ein Zuhause haben wird“.

„Weder noch“, das kennzeichnet auch Georg Kreislers im besten Sinne kompro mißlose Haltung, die sich nicht vereinnahmen oder funktionalisieren läßt, wenn es um politische Analyse, Parteinahme und radikales Denken geht. „Ich bin ein total Heimatloser. Ich hab keine Heimat“ sagt er, und daß der größte Dienst, den man seinem Vaterland erweisen könne, darin bestehe, es abzuschaffen. -„Es geht mir um die Arroganz der Macht, es geht mir um opportunistische Parteipolitik, es geht mir um die Anbiederung von Politikern an großkapitalistische Interessen, um die Unterdrückung protestierender Künstler.“

Ob es das profunde Mißtrauen gegen die eigene Zunft ist („Das Kabarett ist nicht tot, solang der Staat lebt“) oder auch die frühe Entlarvung des kontinuierlichen Antisemitismus der Nachkriegsjahre („Weg zur Arbeit“) – Kreislers Weitsicht, die über die kurzatmige Kritik an der Tagespolitik hinausreicht, die Hellsichtigkeit seiner unversöhnlichen Analyse, die sich mehr auf die strukturelle Verfaßtheit des Staates richtet als auf die Phänomene, die sie dafür umso treffender beschreibt – das alles ist hochpolitisch. Ist es die Rache derer, die er mit seiner radikalen Kritik angreift, daß er, handwerklich einfach zu brilliant, um ignoriert zu werden, reflexhaft mit Liedern wie „Taubenvergiften“ in Zusammenhang gebracht wird? Liest man seine Biographie mit den zahlreichen Schilderungen von erlebter Zensur, stößt man schnell auf die Spuren solcher Zusammenhänge.

Lisa Politt und Gunter Schmidt sind nicht nur schon lange unbedingte Fans dieses wohl größten deutschsprachigen Musikkabarettisten, sondern haben während ihrer langen Bühnenlaufbahn immer wieder Titel von Georg Kreisler gesungen.

Die außerordentlich große Musikalität, die Wortmeisterschaft Georg Kreislers sind ihnen ständige Herausforderung und machen schon die Proben zum Genuß. Das Lied vom Taubenvergiften wird an diesem Abend nicht dabei sein, es wird aber auch keine Sehnsucht danach entstehen. – Möge der Abend, das ist der größte Wunsch der Beiden, dem Meister zur Ehre gereichen.

Lisa Politt und Gunter Schmidt arbeiten seit 1984 als das Kabarett- Duo „Herrchens Frauchen“ in Hamburg und legen hiermit ihre 12. Produktion vor. Im Jahre 1991 erhielten sie den Deutschen Kleinkunstpreis der Stadt Mainz, 2003 wurde Lisa Politt den Deutschen Kabarettpreis verliehen und 2005 der deutsche Kleinkunstpreis in der Sparte Kabarett. Seit September 2003 betreiben sie das „Polittbüro“, eine Kabarett- und Kleinkunstbühne in Hamburg- St.Georg.

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