Ausgerechnet zum 25. Jubiläum in größter Not: Ist ihr Humor den hohen wehrtechnischen Anforderungen der heutigen Zeit überhaupt noch gewachsen?
– An vorderster Front der Spassnation werden sie vom Zweifel gequält: Werden die Lachsalven zünden?
-Haben sie genügend gepfefferte Spitzen im Köcher?
–Die Befürchtung der beiden Granaten: keiner lacht sich tot.
Weit entfernt von bombigen Erfolgen merken die Stimmungskanonen: Frontbetreuung sieht anders aus. Fragen Sie Jeanette Biedermann. Ihr Humor ist schwer zu transportieren, die Fertigstellung des A 400 verzögert sich- WAS TUN?!! Ihr Unterhaltungsbegriff ist zu schwer, die Gags sind pechschwarzblutgetränkt und wollen an der Spassfront nicht zünden- wie soll sich da der Feind tot- krank- oder gar schieflachen, zumindest aber Schütze Arsch sich bepissen?!!!
Zum 25jährigen Bestehen von „Herrchens Frauchen“ haben sich Lisa Politt und Gunter Schmidt etwas Besonderes ausgedacht: Nicht einen Zusammenschnitt aus den bisherigen an Höhepunkten nicht armen Programmen, sondern ein nigelnagelneuer Abend, bestehend aus den bewährten Ingredenzien: „…brilliant- bissige Dialogen mit Musiknummern zwischen krachwitzig und bitterernst“ (DWZ, Hameln).
Ein wenig beleidigt sind die Beiden natürlich schon: Ist es nicht ein Zeichen absoluter Erfolglosigkeit, dass nach 25 Jahren ihre Tätigkeit überhaupt noch vonnöten ist, sie die Welt also immer noch nicht zum Positiven verändert haben?
Geben sie sich doch stets Mühe, mit konstruktiven Vorschlägen für Verbesserungen auch im Kleinen zu sorgen. So helfen sie der Regierung in wirtschaftlich angespannten Zeiten mit Sparvorschlägen: Kann es sein, so sorgt sich HERRCHENS FRAUCHEN, dass der Wehrauftrag der Bundeswehr in Afghanistan nur deshalb in die Länge gezogen wird, weil Airbus mit der Fertigstellung des A400 für Truppentransporte nicht vorankommt?- Und wäre es da nicht kostengünstiger, „UNSERE JUNGS“ würden sich an Ulla Schmidt ein Beispiel nehmen und mit dem Dienstwagen aus dem sonnigen Süden nach Hause kommen?
Die mittlerweile 17. Produktion- Ein Rück- und Ausblick, der auch diesmal nicht ohne erhobenen Mittelfinger wird auskommen können: „Das Duo begeistert mit seinen manchmal bitterbösen, brillanten Attacken“ (Hamburger Abendblatt).
Lisa Politt und Gunter Schmidt haben die bitteren Lehren aus der Geschichte ihrer Generation gezogen. Seit sie wissen, dass die Schüsse auf Benno Ohnsorg auf der Anti- Schah- Demo von IM Kurras abgegeben wurden, ist klar: Die Geschichte der Studentenbewegung muss umgeschrieben werden. Nicht, dass es heute noch jemandem auffallen würden, wenn irgendwer die Geschichte umschreibt- Aber was wäre Deutschland alles erspart geblieben:
- Die „Bewegung 2. Juni“ wäre als „Bewegung 17. Juni“ in die Geschichte eingegangen!
- Die ganze Generation der Studentenrevolte wäre nicht demonstrieren gegangen, sondern Fluchthelfer geworden. Und die Mauer wäre von UNSERER Seite nachgerüstet worden!
- Und hätten die Herren und Damen Studenten Lust gehabt, sich politisch zu äußern, dann hätten sie nicht die Enteignung Springers, sondern die Privatisierung des „Neuen Deutschland“ gefordert!
Bei aller Kritik muss aber auch gefeiert werden, was des Lobes bedarf. Kein Zweifel: Unsere Generation hat es weit gebracht. Nicht zuletzt uns ist es zu verdanken, dass das Dosenpfand mitttlerweile am Hindukusch verteidigt wird. In Jugoslawien sind wir weiter gekommen als unsere Väter, und unsere Bundeskanzlerin erntet die Früchte vergangener Emanzipationsbewegungen. Damit ist bewiesen, dass nicht alles nur Parole war, was einst formuliert wurde: Die Schweine von heute sind nicht nur die Schinken von morgen, sondern kriegen von Heidi Klum auf Pro 7 auch noch das Quieken beigebracht.
„Das Duo macht etwas, das bei deutschen Kabarettisten(…) selten geworden ist: politisches Kabarett. Politt und Schmidt sind keine distanzierten Analytiker gesellschaftlicher Mißstände, sondern ungestüme Krititker, deren Zorn noch nicht zur Pose erstarrt ist. Geschickt und akribisch bewegen sie sich zwischen intellektuellen Spitzfindigkeiten und deftigen Realitätsausbrüchen. Sie türmen nicht einfach Gag auf Gag, das überlassen sie anderen Truppen, die außer Nonsens wenig im Kopf haben. Das Duo schwimmt gegen den Trend der schnellen Albernheit und ist so amüsant wie raffiniert: dem Zuschauer werden Identifikationsangebote gemacht – und gleich wieder entzogen.“(Tagesspiegel, Berlin)
„- War was..?!“- Ein Jubiläums- Programm, das es in sich haben wird-
mit den Ingredenzien, die zum Erfolg von HERRCHENS FRAUCHEN beigetragen haben: Gute Lieder (musikalische Mitarbeit: Jo Jacobs), unvergessliche Moderationen und schlechte Witze aus guten Gründen.
* 1991 erhielten HERRCHENS FRAUCHEN den Deutschen Kleinkunstpreis,
* 2003 Lisa Politt den Deutschen Kabarettpreis als erste Frau.
Die Jury:
„Lisa Politt tritt auch in ihren Solo- Programmen souverän den Beweis an, daß zeitkritisches politisches Kabarett keine Männerdomäne ist. Mit sprachlicher Schärfe und intellektuellem Witz vertritt sie streitbar, undogmatisch und selbstironisch unbequeme Standpunkte und ist gleichzeitig eine brillante und stimmgewaltige Entertainerin.“
Außerdem erhielt Lisa Politt den
Deutschen Kleinkunstpreis 2005 in der Sparte Kabarett,
wiederum als erste und bisher einzige Frau.
Die Jury: „Damit zeichnet die Jury eine Überzeugungstäterin aus, die als Solistin ebenso wie im Duo Herrchens Frauchen zusammen mit Gunter Schmidt kabarettistische Konsequenzen zieht. Ihre energievolle Präsentation gipfelt in den Songs, die sie mit einer Super-Rockröhre singt. Lisa Politt: Eine radikale Denkerin, die gnadenlos analysiert und exakt formuliert.“
Volker Pispers:
„Lisa Politt ist die einzige Frau in Deutschlad, die aggressives politisches Kabarett macht“